Was bleibt übrig von dem, was vorher war? Diese Titel-Frage stelle ich mir momentan in Bezug auf diverse Themen. Zuhause. Gesellschaft und Trump. Gesellschaft und Corona. Weiterlesen
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Man muss ja allerhand entscheiden. Auch allerhand, bei dem man sich nicht persönlich dafür entschieden hat, es entscheiden zu müssen. Manches ist banal, anderes ist tiefgreifend. Was man morgens anzieht. Ob man die Mails schon vor dem Frühstück liest. Ob man seinen Tageslaun an den Mitmenschen auslässt. Wem man eine zweite Chance gibt. Ob man Musik hört auf dem Arbeitsweg. Ob man das Kalbsgeschnetzelte bestellt beim Mittagessen, obwohl wieder keine Angabe dabeisteht, woher es kommt. Ob man nach so einem Mittagessen den Kälbern auf der Wiese in die Augen schaut. Ob man die privaten SMS schon in der Arbeitszeit beantwortet. Ob man die Swiss-Covid-App auf dem Telefon installiert. Ob man sich freiwillig in der Quarantäne meldet. Ob man die Etiketten auf den Nahrungsmitteln liest, bevor man einkauft. Ob man die Nachrichten hören oder lesen oder schauen oder ignorieren will. Weiterlesen
Kürzlich auf dem Bus von unserem Quartier zum Agglo-Bahnhof. Ein Junge, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt, setzt sich vor mich, mit einem gleichaltrigen Mädchen, aber telefonierend. Er hat einen wilden, unkonzentrierten Blick aus glasigen Augen und flucht übel vor sich hin, das Mädchen beachtet ihn nicht. Er ist damit beschäftigt, pausenlos jemanden zu beleidigen. Gesittet übersetzt kann man seine Tirade so zusammenfassen: Wer auch immer da am Telefon ist, muss gar nicht meinen, denn mit ihm (also dem Sprecher) kann man so nicht umgehen, und sollte sich nicht schleunigst was ändern, muss sich das Gegenüber auf einiges gefasst machen: Ein Schwall gewalttätiger Drohungen wie aus einem Gangsterfilm im amerikanischen HipHop-Milieu schallt durch den Bus. Erst als wir am Bahnhof aussteigen, kommt mir der Gedanke, dass er gar nicht telefoniert, sondern Raps übt zu einer Musik, die auf dem Telefon läuft. Das wäre immerhin etwas beruhigend. Weiterlesen