Gute Zeiten für die Beleidigungsfreiheit – März 25

Wenn ich das nächste Mal in Frutigen bin und genug Zeit dafür habe, werde ich endlich wieder durch ein paar der Beizen ziehen, in denen mein Vater vor vielen Jahren seine Feierabendbiere getrunken hat. Ich möchte wissen, ob es sie in Frutigen noch gibt, die Stammtische. Wenn ich irgendwo unterwegs in einer Landbeiz sitze und einen Stammtisch entdecke, heimelet es mir, der Bierduft, die Pommes Chips auf dem Tisch, das Servicepersonal, das alle bei  den Vornamen nennen – nur der Zigarettenrauch ist nicht mehr obligat. Wenn ich diese seltener werdenden Szenerien noch antreffe, geniesse ich das Zuhören. Die formulierten Meinungen und Gedanken mögen nicht immer politisch korrekt oder mit vertieften Recherchen fundiert sein, aber sie kommen daher, es wird ihnen auch widersprochen, manchmal wird es laut, und dann bestellt man zusammen das nächste.

Man könnte auch sagen: Gelebte Meinungsfreiheit. Weiterlesen

Ein schlechter Vergleich macht’s auch nicht besser – Jan. 24

Frohes neues Jahr auch von mir!
Ich darf wieder ein Jahr für Sie schreiben, und freue mich sehr – auch wenn sie nicht immer rasch kommen, diese Kolumnen. Gestern zum Beispiel habe ich für diese hier einen halben Abend verschwendet. Ich wollte erzählen, wie wir uns oft in Vergleichen verlieren, anstatt zu benennen, was wir tatsächlich sehen. Wie das Gespräch dann umschwenkt auf jene Aspekte, in denen der Vergleich eben schlecht ist, und der eigentliche Punkt gerät in den Hintergrund. Weiterlesen

Frohe Weihnachten, Shuzhen – Dez. 24

Ich denke an Shuzhen. Irgendwo in Taiwan ist bald wieder Morgen, und Shuzhen wird aufstehen, sich vermutlich unter die Dusche stellen, ziemlich sicher etwas frühstücken, garantiert aber das Haus verlassen, mit dem Fahrrad ein paar Kilometer bis zur Fabrik fahren, sich einstempeln und seinen Arbeitsplatz aufsuchen. Er überwacht eine Maschine, die kleine Plastikteile stanzt, welche dann als Unterboden in ein aus drei (manchmal auch nur zwei und manchmal fünf) solchen Teilen zusammengesetztes Spielzeug-Auto gesetzt werden. Shuzhen sieht nur die Unterböden, die Teile werden am Ende eine Fliessbandes  von einer Maschine übernommen, das Zusammensetzen geschieht ausserhalb seines Blickfeldes.

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