Kürzlich wollte ich eine Liste zusammenstellen mit Personen, die in meinem Leben eine bleibende Spur hinterlassen haben, und mit denen ich gerne einmal sprechen möchte im Rahmen des Podcasts, den ich in diesem Frühling gestartet habe. Als ich mit einer Freundin darüber geschaut habe, meinte sie: „Das sind halt schon wieder viel mehr Männer als Frauen, auch bei dir.“
Und ich habe gesagt: „Ja, das stimmt.“
Dann bin ich die Positionen durchgegangen und konnte zeigen, warum es so ist. Der Blick zurück bedeutet auch, dass ich abbilde, was in der Geschichte meines Lebens die Realität war: Von den gewichtigen Fächern am Lehrer:innenseminar über die Schlüsselpositionen im Schweizer Musikbusiness bis zu den markant aufgefallenen Personen in der medialen und öffentlichen Debatte waren in der prägenden Zeit zwischen 1990 und 2010 überall bedeutend mehr Männer in Positionen, in denen sie auch bei mir eine Spur hinterlassen konnten. Ich habe also nicht absichtlich oder aus Geringschätzung die Frauen weggelassen.
Und sie hat gesagt: „Ja, das stimmt.“
„Aber“, hat sie gesagt, „dein Podcast passiert im Hier und Jetzt und hinterlässt eine Spur in die Zukunft. Wenn du beschliesst, einfach die Vergangenheit abzubilden, wie sie war, dann zementierst du eine Situation, die wir doch eigentlich ändern möchten. Wäre es nicht bedenkenswert, bei der Zusammenstellung deiner Wunschgäste auch an diese Spur zu denken, die du deinerseits hinterlassen wirst?“
Und ich habe gesagt: „Ja, das stimmt.“
Vielleicht, habe ich laut überlegt, wäre es ja auch spannend, das thematisch aufzunehmen und auch mit den männlichen Gästen über jene Aspekte zu sprechen, in denen sie sich mit den klassischen „Frauenthemen“ solidarisieren. Ich zum Beispiel war vor 6 Jahren mit einem Freund und unseren kleinen Mädels im Kinderwagen an jenem ersten grossen Frauenstreik in Bern. Wir haben uns im Hintergrund gehalten, denn es ging ja nicht um uns, wir waren solidarisch dabei. Aber ich habe festgestellt, dass viele der konkreten Themen uns als Teilzeit-Väter ebenso betreffen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Nachteile in der Altersvorsorge, wenn man zugunsten der Familie auf Lohnarbeit verzichtet. Die stereotypen Rollenbilder davon, was Frauen und was Männer zu tun haben und zu sein haben, durch die vieles als „unmännlich“ taxiert wird, was wir an uns eigentlich mögen und dem wir mehr Raum geben möchten.
„Ja, das stimmt“, hat meine Freundin gesagt. „Und es stimmt ja über die Frauen-Männer-Frage hinaus. Ungleichbehandlung betrifft Menschen, und das sind dann die Betroffenen. Ich vermute, über viele Haltungen und Konflikte in der Welt würde anders nachgedacht, wenn sich alle immer vorstellen würden, sie wären die Betroffenen, jene in der schwächeren Position, jene, die die Kosten einer Ungleichheit tragen.“
„Ja, das stimmt“, habe ich gesagt.
Sie hat kurz nachgedacht und dann gesagt: „Es ist schon auch schön, einander ab und zu einfach zuzustimmen. So oft wollen wir in einer Diskussion vor allem gegeneinander gewinnen, und wenn eine Seite gewinnt, dann verliert die andere, und gemeinsam haben wir nichts gewonnen.“
„Ja, das stimmt“, habe ich gesagt, „bloss, wenn wir zusammen anerkennen, dass es auch ganz verschiedene Perspektiven auf ein Problem gibt, ist damit halt immer noch kein Problem gelöst.“
„Ja, das stimmt“, hat sie gesagt. „Aber immerhin machen wir die Probleme nicht noch grösser mit einem weiteren Streit .“