Heute mal was Persönliches. Kürzlich hatte ich nach einer Probe in Frutigen Zeit für einen Spaziergang. Er führte mich ins Tellenfeld, wo ich in meiner Kindheit viele Abende draussen verbracht habe. Es war eine klare, aber mondlose und damit stockfinstre Nacht. Der Boden war noch aufgewärmt vom sonnigen Tag, die Wiesen frisch gemäht und der Duft von trocknendem Gras tränkte die laue Nacht. Ich stellte auf der Runde durch das Quartier fest, dass einige Häuser neu dazu gekommen waren, andere erneuert, dass mir aber das allermeiste vertraut war und sich hier eine scheinbar gerade Linie ziehen liess von meiner Kindheit bis zur Gegenwart. Es war ein wunderschöner Spaziergang, und wie oft, wenn ich zurück im Dorf bin und etwas Zeit habe auch meinen Empfindungen nachzuspüren, war ich erfüllt von einer eigenartigen Mischung aus Vertrautheit und Fremdheit, glücklich und traurig zugleich, ein Heimweh zuhause. Ich habe mich vertopft wie eine Pflanze, dachte ich, und hier im Tal wäre eigentlich mein natürliches Terrain gewesen.
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Mit herzlichen Dank an Reto Camenisch, der auch wunderschöne Fotos für das Buch gemacht hat!
Die Buchvernissage ist am 19.8. in Thun!
Ein Fest zum 125. Geburtstag von Maria Lauber gibt’s in Frutigen am 26.08.
Offizieller Tourstart ist am 23.09. in der La Cappella!
Und hier ist neu auch eine ganze Website der Dichterin gewidmet. Marialauber.ch
Fühlen Sie sich als Europäerin, als Europäer? Ändert sich Ihre Antwort auf diese Frage, je nachdem, wer fragt? Was, wenn jemand in der Beiz im Dorf fragt? Was, wenn jemand in einem tatsächlich fremden Land fragt, etwa in Indien oder Japan? Gegenüber einem Hindu würden sich wohl viele Leute als Christen bezeichnen, die innerhalb der Schweiz Wert legen darauf, konfessionslos zu sein. Für die Ostschweizer sind wir Oberländer, während wir gegenüber einem Thuner klarstellen, dass wir nicht aus Reichenbach sind, sondern aus Frutigen. Die Frage, wo man sich zugehörig fühlt, hängt immer auch davon ab, in welchem Rahmen sie gestellt wird.