Die Geschichte von „Heldelieder“…

… beginnt damit, dass ich 2011 den Preis der Fondation SUISA für ein „ausserordentliches Werk als Singer/Songwriter“ gewinne.  Mit diesen 20’000 Franken, beschliesse ich, soll es möglich sein, ein tatsächlich ausserordentliches Projekt in Angriff zu nehmen.
Gleichzeitig steht mir der Sinn gerade nicht so sehr nach einem weiteren von persönlichen Geschichten geprägten Album, und so nehme ich mir ein Thema vor, das aus meiner Sicht in der Schweiz mehr künstlerische Aufmerksamkeit verdient hätte: Migration & Integration. Es ist die Zeit nach Minarett- und Ausschaffungsinitiative, und der Tonfall der Debatte gefällt mir überhaupt nicht. Und doch: Auch ich ertappe mich bei Vorurteilen, beurteile Geschichten, von deren Hintergründen ich keine Ahnung habe, erlebe mich ängstlich oder zumindest vorsichtig im Angesicht von Fremdem in unseren Strassen. Dem will ich mich also stellen.

Ich finde meine grundlegenden Fragen:
Woher kommen unsere Einwanderer? Warum wollten sie weg?
Was bedeutet ihnen Heimat? Woran glauben sie?
Und was ist das Fremde, Andere, das mich so vorsichtig macht, wenn ich ihnen in der Schweiz über den Weg laufe? An mir, an ihnen.

Dabei geht es mir nicht um Antworten und Lösungen. Ziel ist eine Auseinandersetzung, die der Tatsache würdig ist, dass es eben um Menschen geht. Es ist sicher nicht möglich das Thema und seine Fragen abschliessend und umfassend darzustellen. Mir scheint gerade eine differenzierte Auseinandersetzung muss sich das eingestehen und akzeptieren und sogar vorsehen, dass Vieles offen bleibt.

Ich nehme mir vor, mir Zeit zu nehmen um meine künstlerische und menschliche Aufmerksamkeit auf diese Begegnungen zwischen verschiedenen Welten zu richten. Da ergibt sich Einiges: Freunde laden zu einer Hochzeit in Kenya ein. Eine weitere Freundin beginnt in Tunesien zu arbeiten. Es öffnen sich mir Türen in jene Regionen, mit denen ich mich befassen will und muss, wenn ich mehr darüber erfahren will, woher unsere MigrantInnen kommen. Ich nehme das als gutes Zeichen und plane.

Bereits im Herbst 11 entstehen erste Songs. Noch sind es die Geschichten von Schweizerinnen und Schweizern, die mich nun bewegen, aber bereits hier inspiriert es mich, eine Perspektive nach aussen, auf die Geschichten anderer zu suchen.

2012 wird ein Jahr der Reisen. Reisen, mit viel Neugier und meinen Fragen im Gepäck.

Mehr zu diesen Reisen im nächsten Post.