Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?
Vielen Dank, das ist lieb. Also.
Wie sind Sie, als Mensch?
Was ist typisch für das Frutigtal?
Wie funktioniert ein Virus?
Wer kontrolliert die Welt?
Wie bleibt man gesund, im Allgemeinen?
Wie bleibt man gesund in Zeiten von Corona?
Was ist richtig?
Was ist wichtig?
Wie geht es weiter?
Die gute Nachricht ist, dass ich Ihnen all diese Fragen ganz einfach beantworten kann. Die Antwort ist: Das ist kompliziert! (Und vielschichtig und vermutlich auch umstritten.)
Es gibt auf keine dieser Fragen eine kurze Antwort, der nicht irgendwer widersprechen würde. Ich weiss, das ist jetzt gar nicht so hilfreich. Aber geben Sie mir noch ein paar Zeilen?
Die Forschung zeigt es immer wieder: Je genauer man hinschaut, desto komplizierter wird alles. Oder besser gesagt: Komplexer. Das stimmt nicht nur für die Materie oder die Physik, es stimmt auch für die Geschichte: In jedem Moment gibt es unzählige Möglichkeiten, wie er sich weiter entwickeln könnte. Im Rückblick wird oftmals nur noch jene Möglichkeit besprochen, die sich durchgesetzt hat. Da erscheint vieles folgerichtig und logisch, weil es eben geschehen ist. Aber es hätte eben auch anders verlaufen können. Situationen sind immer vielschichtig und komplex.
Impfung, Maskenpflicht, Zertifikate, Profieure der Pandemie, zunehmende Überwachung der Bürger*innen: Das sind brennende Themen, über die man tagelang diskutieren und sich auch streiten kann.
I pflege selbst eine gesunde, zweifelnde Vorsicht gegenüber den Absolutheitsansprüchen in Forschung, Politik und öffentlicher Berichterstattung. Aber in der aktuellen Situation scheint mir nichts so gefährlich, wie wenn diese Pfeiler unserer demokratischen Systeme ins Wanken geraten. Wir brauchen eine gemeinsame Grundlage, auf der wir dann über die Deutung der Fakten diskutieren können. Und ein konstruktiver, friedlicher Umgang mit Uneinigkeit gehört auch zu dieser Grundlage: Das bringt uns weiter.
Wir müssen nicht alles einfach glauben, was uns Wissenschaft, Politik und Medien vorsetzen. Aber das heisst für mich auch, dass ich den gesunden Zweifel rundum anwende. Dabei scheint mir am wichtigsten, die sichtbaren Entwicklungen und Ereignisse nicht allzu rasch mit vereinfachenden Pauschalerklärungen einordnen zu wollen, so verlockend das sein mag. Nein, abweichende Stimmen aus wissenschaftlichen Kreisen belegen nicht, dass die offizielle Version eine erzwungene Kampagne ist. Nein, Bill Gates hat weder das Geld noch die Macht, eine solche Mehrheit von Fachkräften weltweit hinter einem Geheimplan zu Verkleinerung der Menschheit zu versammeln. Nein, ein siebenköpfiger Bundesrat aus vier Parteien plant vermutlich keinen totalitären Staat. Aber auch: Nein, eine Ablehnung bestimmter Aspekte der offiziellen Covid-Massnahmen bedeutet nicht, dass man jeder idiotischen Verschwörungstheorie aufsitzt.
Die Antwort ist eben: Es ist komplex. Es ist sehr gut möglich, dass grosse Pharmakonzerne die Impfungen pushen aus reinen Geschäftsinteressen, und dass die Impfungen trotzdem sinnvoll sind. Es ist sehr gut möglich, dass durch Corona eine ausgebaute Überwachung unserer Gesundheitsdaten entsteht, und dass das trotzdem nicht der «Plan» hinter der Pandemie war. Es scheint leider auch sehr gut möglich, dass zunehmend zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden wird und einem daraus Nachteile entstehen, ohne dass es Teil eines im Hintergrund geplanten Umsturzversuches sein muss. Gegen all diese Erscheinungen können wir uns wehren, wenn wir das wollen, und vielleicht ist der Widerstand sogar überzeugender, wenn er sich eben nicht auf ein abstruses Verschwörungsnarrativ bezieht.
Ich persönlich glaube: Wenn wir uns streiten (und eben nicht über die Erscheinungen, sondern über die Grundlagen), profitieren jene Kräfte, die sich schwächere Demokratien und gespaltene Bevölkerungen wünschen – zur Etablierung ihrer eigenen Machtpolitik.
«Es ist kompliziert», ich behaupte jetzt einfach mal, das ist eine der besten Annäherungen an die Wahrheit, die wir haben. Jetzt müssen wir nur noch lernen, das auszuhalten.