Anfang September sind wir im Simplonsaal zusammengekommen, um uns zu verneigen vor Aschi Maurer, dem Gründer des Ur-Country Festivals im Frutigtal, der Ende August verstorben ist. Während ich mich vorbereitete auf den Abend, habe ich in Gedanken ein paar schöne Reisen zurück in meine Kindheit gemacht. Die Cowboy- und Indianerumzüge durchs ganze Dorf. Das Donnern der lauten Musik in der Märithalle, während wir Kinder unter der Bühne herumtollten.

Mein Vater war anfangs mit im OK und hat auch später auf dem Flugplatz noch mitgearbeitet. Als kleiner Tschibber habe ich Kris Kristofferson oder Guy Clark im eigenen Dorf gehört. Diese musikalische Grundbildung hat mich gerettet, Teenie-Jahre voll Haarspray-Hardrock sind fast schadenlos geblieben: Als ich anfing Songs zu schreiben, kamen die Songwriter-Wurzeln wieder zum Vorschein. Mein erstes Konzert mit ganz eigener Band war dann 2001 beim letzten Songwriterfestival in Frutigen. Wenn Aschi später bei Auftritten von mir im Publikum war, fühlte ich mich immer geehrt: Da war jemand, von dem ich wusste, dass er einen guten Song schätzt, und dessen Herz immer mehr für Outlaws geschlagen hat, als für die volkstümliche Mainstream-Country-Musik.

Ein Gedanke ist mir beim Sinnieren immer wiedergekommen: Dass einzelne Menschen eben doch einen Unterschied machen können. Manchmal fühlt man sich ja eher unbedeutend angesichts von 7 Milliarden Menschen. Aber je nach Kontext spielt man eben eine grosse Rolle. Das ist einerseits erschreckend, wenn man sieht wie offensichtlich gestörte Machtmenschen die Bevölkerungen ganzer Länder und die Gesundheit des Planeten an sich auf Spiel setzen mit ihren Strategiespielen. Auch sie sind nur Menschen. Auf viel kleinerer Bühne erlebe ich es als Verantwortung, wenn ich als Präsident des Vereins Musikschaffende Schweiz momentan in einem Fusionsprozess stehe, in dem es auch um hunderte Mitglieder geht. 6 Menschen an einem Sitzungstisch verhandeln die Bedingungen, und wir kommen mit unseren Launen, Schlafmankos, Glücksgefühlen, eben als Menschen, an diesen Tisch. Man erlebt es als Alltag, etwa wenn man auf dem Fussgängerstreifen fast ineinander prallt und sich entscheidet, ob man flucht oder einfach lächelt: Schon wieder einen kleinen Unterschied gemacht.

Und man erlebt es als BewohnerIn einer Region: Wenn dieser eine Mensch da ist, der zum Beispiel Musik und Kultur zu seiner Mission macht, der nicht in die Stadt in einen etablierten Club geht, sondern vor Ort die Initiative ergreift. Das hinterlässt Spuren in einer ganzen Generation. Und es wirkt über Jahre nach, auch wenn die Geschäftsidee selbst vielleicht nicht die Jahrzehnte überdauert hat. Deshalb hat es mich berührt, dass die Feier für Aschi Maurer von Kander Kultur mitorganisiert war und so auch als eine Art inoffizielle Stabübergabe funktionierte: Wir haben im Frutigtal mit Reto Grossen und dem KanderKultur-Team wieder eine Handvoll solcher Menschen, die die Initiative ergreifen. Auch wenn man selber nicht oft an Konzerte geht: Um wertzuschätzen, was dem Tal ohne Kander Kultur fehlen würde, muss man nicht warten bis zur Gedenkveranstaltung.