Grüessech!

Niema jag w domu, s’isch niene wie dehei, hat schon unsere liebste Polin Cecylia Rakowska in ihrem Lied auf der WinterPlatte erklärt, und ich freue mich über dieses neue virtuelle Zuhause, das ihr eben betreten habt.

Wir haben beschlossen, diesmal nicht einfach eine Website zur neuen CD zu bauen, sondern ein bisschen weiter auszuholen. Ihr werdet also dieses und jenes entdecken können hier, nicht nur die aktuelle Werbung zu aktuellsten Output. Man kann sich auch tiefer durch die Links graben. Ist freiwillig, wie alles im Netz.

Fürne Königin“ also. Manchmal tschudert es mich schon ein bisschen, wenn mir bewusst wird, dass damit nun die fünfte Trummer-Platte auf den Markt kommt. Wie bei den Kindern jener Freunde, die man nicht allzu regelmässig trifft: Plötzlich laufen sie, plötzlich reden sie, plötzlich gehen sie in die Schule. Man hat nur kurz gezwinkert. Ich erinnere mich, wie ich im Frühling 2006 auf dem Union Square in New York stand, die ersten berndeutschen Songs im Notizbuch und die Sonne im Gesicht, und die Frage im Herzen: Könnte ich hier auch leben? Ja, fand ich damals, und ich spazierte zurück in die schattige 6th Avenue, runter zum Washington Square Park, wo ich auf einer Parkbank sitzend die Ecke mit dem Hotel betrachtete, in dem Dylan und Joan Baez gelebt hatten. Ein Saxophonspieler duellierte sich mit seinem Kontrabassisten, die gassigehenden VillagePeople blieben stehen und plusterten sich in der ersten Wärme in ihren Mänteln zurecht, und drüben beim Hundeklo fluchte unbeachtet ein Bettler mit Einkaufswagen vor sich hin. Ich dachte an meinen Heimatort, Frutigen im Berner Oberland, die meist leeren roten Parkbänke auf den Rasenflächen neben Germanns Frischmarkt oben im Dorf, die kleine Badi, die als Sommerbühne für sämtliche Schulschätzelidramen des Tales herhalten musste, unseren aussterbenden Dialekt, mit dem man auf der Dorfstrasse alte Frauen extra laut grüssen konnte, damit sie ihr pessimistisches Urteil zur heutigen Jugend nochmal überdenken mussten.

It’s a long way, dachte ich. Aber da war ich, mitten in einem Kapitel des Lebens, das mir niemand prophezeit hatte in meiner Kindheit. Washington Square Park in der Abendsonne, und die vertraute Heimat als schon fast surreal scheinende Erinnerung: Frutigen und New York City gibt es tatsächlich in der selben Welt…!

Und nun, fest zurück in Bern seit über drei Jahren, denke ich manchmal genauso über jenen Trummerchrigel, der da mal allein in klirrender Kälte an der First Avenue auf eine U-Bahn wartete, die ihn zurück nach Brooklyn bringen würde, Classon Avenue Stop, noch eine Zigarette auf dem Flachdach über dem Loft, dann Schlaf in einem Bett, von dem man zuerst die Ameisen wischen musste, weil der ganze Fussboden in dem alten Gebäude von ihnen bewohnt war. Ich war das?

So geits. Ab und zu kommen diese Momente plötzlichen Erwachens, mitten im Drauflosleben. Man blickt um sich und staunt, freut sich, wird traurig, fragt sich, wasuachimmer. Um diese Momente geht es bei „Fürne Königin“, ist mir bewusst geworden, als ich letzten Sommer das Konzept für das neue Album fertiggemacht habe. Keine grossen Anfänge, kein dramatisches Finale, nur einige Augenblicke des Innehaltens, während man (glücklich oder nicht) durch seinen Alltag taumelt. Meinerseits bin ich dann in die Arbeit an der Platte getaumelt, und nun, ein intensives halbes Jahr später, staune ich, dass ich damit tatsächlich fünf Alben gemacht habe. Erst gerade noch war ich glücklich, überhaupt mal eine Platte machen zu dürfen. Erst gerade ist irgendwie 8 Jahre her… Das Schöne ist, dass „Fürne Königin“ einige der wertvollsten Errungenschaften und Lehrblätze dieser 8 Jahre zusammenbringt: In den Credits findet ihr meine Lieblingssängerinnen, -musiker und -künstler aus unserem kleinen Land, und sie waren alle auch als Freunde an Bord für dieses Projekt.

Ja, und nun die Spannung was passieren wird. Es ist eine Spannung mit viel Vorfreude, besonders auf die bevorstehende Tour, wenn wir die Songs zu euch raus bringen, immer noch das Kerngeschäft in diesem schönen Beruf… Und natürlich die Hoffnung, dass wir mit diesen Songs ein weiteres Stück des Weges zusammengehen können, denn, ehrlich gesagt, die Lieder würde ich zwar vielleicht sowieso schrieben, aber ohne euch würde es weder diese neue Website, noch eine schön verpackte neue CD geben. Merci!

Dann bis bald? Wir (IchNadjaMikRobMuso) würden uns freuen…
t.