Autor: Trummer (Seite 4 von 45)

Von der Chance darin, dass das neue Jahr zu spät beginnt – Kolumne Dez.22

Haben Sie sich auch schon gefragt, warum das neue Jahr nicht am Tag nach der Wintersonnenwende beginnt? Stattdessen ist dieser kosmisch bedeutende Wendepunkt in unserer Umlaufbahn um die Sonne nun der 21.12., einfach so ein Tag, und erst zehn Tage später wechselt dann das Kalenderjahr. Seltsam, oder?

Ich habe gerade eine Doku-Serie geschaut, «Ancient Apocalypse». Sie geht der Frage nach, warum es so viele uralte Bauwerke gibt, von denen man sich nicht erklären kann, wie sie in ihrer Komplexität errichtet werden konnten von den Jäger-Sammler-Gemeinschaften, die zu der Zeit gelebt haben. Leider ist die Serie nicht so gut.

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Kein Boris im Bundesrat – Kolumne Nov.22

Bald bekommen wir grad zwei neue Mitglieder des Bundesrates. Das ist spannend, sorgt aber für verhältnismässig wenig Aufregung im Land. Wenn es etwas gibt an unserem politischen System, auf das ich fast uneingeschränkt stolz bin, dann ist es die flache Hierarchie unserer Regierungsstruktur. Die Geschicke eines Landes auf sieben Personen zu verteilen ist immer noch genug Macht- und Verantwortungsballung.

Dass Menschen, die es ins Zentrum der Macht zieht, meist einen gewissen Geltungsdrang haben ist vielleicht nicht schön, aber irgendwie nötig. (Das stimmt übrigens auch für Menschen die sich «anmassen» Kolumnen zu schreiben…) Bei gewissen internationalen Exponent:innen frage ich mich aber schon: Ist das noch der Antrieb von starken Überzeugungen und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen? Oder dominieren da eigentlich krankhafte Persönlichkeitsstörungen (ich meine nicht nur Trump)? Ganze Länder werden repräsentiert von Menschen, die in einem bodenständigeren Umfeld kopfschüttelnd irgendwo versorgt würden, wo sie nicht allzu viel Schaden anrichten können – und wo man sie in der Kaffeepause nicht aushalten muss.

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Ich will das das Querdenken zurück! – Kolumne Sept.22

In der Pandemie hat ja einiges einen seltsamen Ruf bekommen, was ich persönlich grundsätzlich schätze. Auf der einen Seite hat es einen riesigen Vertrauensverlust in die sogenannten «Mainstream»-Medien gegeben – verständlicherweise, weil sich einige grosse Zeitungen z.B. dazu heruntergelassen haben, auch ausserhalb von Meinungsartikeln von «Schwurblern» zu schreiben, sogar in den Überschriften. Wie soll man so eine Zeitung danach noch als neutrales Organ sehen können? Die Vorstellung, alle Schreibenden bei den grossen Medien seien käuflich und hätten sich auf Regierungskurs zwingen lassen, schien mir aber nie sehr realistisch. Dass bestimmte Medien übertrieben haben, zeigt Schwächen auf, spricht aber nicht gegen den Journalismus an sich. Weltweit fassen aufmerksame Menschen die Ereignisse für uns zusammen. Das ist nötig. Es hindert mich ja nichts daran, selbst kritisch zu lesen. Nach wie vor vertraue ich auch eher einer Vielzahl von Quellen als einem einzigen YouTube- oder Telegram-Kanal, auf dem gerade irgendein Mensch aus seinem Wohnzimmer die «grossen Zusammenhänge» aufdeckt.

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Auf der anderen Seite stehen seither alternative Kreise im Verdacht, jeder absurden Verschwörungstheorie nachzulaufen, weil sie bei den Demos gegen die Corona-Massnahmen stark vertreten waren. Ja, da gab es bestimmt auch solche, die glauben, dass die Erde flach ist. Das glauben auch Leute, die ohne Gegenwehr Masken getragen haben, dort ist es einfach nicht aufgefallen. Das «Querdenken» an sich hat einen schlechten Namen bekommen. Dabei wäre es so wichtig, über die gängige Perspektive hinaus Zusammenhänge suchen. So kommen neue Ideen ins Spiel und können ausprobiert werden. Wissenschaft, Kultur, auch Politik und Gesellschaft sind darauf angewiesen. So kommen neue Fragen und Möglichkeiten in den öffentlichen Raum. Es gehört aber dazu, auch seiner eigenen Idee gegenüber kritisch zu bleiben. Sich zu fragen, welche Interessen hinter bestimmten politischen Entwicklungen stehen und dazu auch Thesen aufzustellen ist das eine. Aber alle Besuchenden des WEF automatisch als Teil einer Weltverschwörung zu sehen, sich den Fakten über Pandemieopfer zu verschliessen und gleich noch den Ukraine-Krieg ein abgekartetes Spiel zu nennen, ist ein ganz anderes.

Dieses Wochenende war wieder Abstimmung, und da geht es jeweils um die Entscheidung, was richtig oder falsch sei, und ich kann nur mit Ja oder Nein antworten. Ich bin froh, dass wir nicht über alles abstimmen und damit zu Entscheidungen gezwungen werden. Zum Beispiel gibt es keine Abstimmung darüber, ob die Hand von Aussenminister Lawrow noch geschüttelt werden darf. Ob «der Westen» an sich böse ist. Ob es Gott gibt. Zu allem können wir unsere Ansichten und Überzeugungen haben, aber wir müssen uns nicht für eine schwarz-weisse Ja-Nein-Antwort entscheiden.

Menschen, die in der Politik tätig sind, tun es (und müssen es vielleicht auch). Sie versuchen politisches Kapital zu schlagen daraus, dass sie sie zu fast allem eine klare Position beziehen. Ich beneide sie nicht, und ich bezweifle, dass die meisten von ihnen privat so überzeugt sind, wie sie sich öffentlich geben. (Von einigen weiss ich sogar, dass sie es nicht sind.) Aber für mich, nein, wahrscheinlich kann ich schreiben: Für uns ist es einfacher. Wir müssen das nicht. Wir können sagen: Ich habe mehrere Seiten gehört, aus gewisser Sicht haben vielleicht sogar mehrere irgendwie Recht, die Wahrheit hat viele Schattierungen, ich kann leben mit denen. Die Welt geht nicht unter, wenn ich einzelner kleiner Mensch beweglich bleibe und ihre Komplexität anerkenne. Wahrscheinlich sogar im Gegenteil: Die Welt hat bessere Chancen, wenn wir einfach im Gespräch bleiben und nicht all unsere momentanen Schlussfolgerungen in Stein meisseln. Vielleicht ist das in einer Welt, die uns vermehrt in Ja/Nein-Lager treiben will, das wahre Querdenken.

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